Ich würde mich selbst als frühen Nachachtundsechziger beschreiben, politisch interessiert, aber nicht dogmatisch. Die Zeit des Nationalsozialismus hat mich seit Anbeginn meines Studiums beschäftigt; interessiert haben mich immer auch die „kleinen Geschichten“, die örtliche Historie, die Beeinflussbarkeit von Menschen, der Egoismus und Ehrgeiz Einzelner, aber auch die aufrechte Haltung von Menschen, die sich Systemen widersetzen oder sich zumindest deren Forderungen verschließen oder entziehen. Es war mir auch ein Anliegen in dem Roman solche Menschen herauszuarbeiten - sofern das in einem Kriminalroman überhaupt möglich ist. Meine Romane leben nicht von der Beschreibung des Grausamen, des Unfassbaren in allen Einzelheiten, mich interessieren die Hintergründe von Verbrechen, mich interessiert die Logik von Entwicklungen oder Geschehnissen, die sich (zwangsläufig) aus bestimmten Handlungen ergeben und dann bestimmte Folgen zeigen.
Bei Heimat ist viel Gefühl im Spiel. Alte Freunde, mit denen man im gleichen Orte aufgewachsen ist, bleiben Freunde, auch wenn man sich viele Jahre nicht gesehen hat. Man verbindet mit bestimmten Örtlichkeiten zugleich Erinnerungen, die positive Gefühle wachrufen; gerade im Alter erinnert man sich wieder daran. Man darf der Heimat bzw. dem Heimatbegriff aber auch nicht auf den Leim gehen. Heimat hat etwas Ambivalentes: die Geborgenheit, die Sicherheit, die sie zu vermitteln scheint, kann auch sehr trügerisch sein. Die Juden in Bünde, in Herford und andernorts hätten in den 1920er und 1930er Jahren ihre Stadt mehrheitlich und ohne zu zögern als ihre „Heimat“ bezeichnet – das hat sie aber nicht davor bewahrt ausgegrenzt, zur Auswanderung getrieben oder deportiert und ermordet zu werden. Diese Ambivalenz von Heimat ist mir durch meine Arbeit deutlich geworden und ich versuche das auch herauszuarbeiten. Heimattümelei hat für mich immer einen unkritischen Beiklang, öffnet sie doch die Fenster für eine falsche Analyse der Wirklichkeit, denn auch in der „Heimat“ passieren Verbrechen, verletzten Menschen andere Menschen, entsteht Streit, geht es um Macht, geht es um Legitimierung von Herrschaft.
Ich halte das Buch für eine Pflichtlektüre vor allem auch für jüngere Leser, die keine Gelegenheit mehr haben, mit Augenzeugen oder Betroffenen zu sprechen. Heute steht ein Gedenkstein an der Stelle, wo Franziska Spiegel ermordet wurde und die Gemeinde gedenkt ihr mit einem Straßennamen, eine kleine Geste der jetzigen Generation, wo die vorherige so bitter versagt hat.
-- Bibliomarie auf Amazon über: Der Mordfall Franziska Spiegel
Dem Autor ist es gelungen, ein heikles Thema unserer dunklen Geschichte mit viel Einführungsvermögen und doch emotional ohne Wertung zu erzählen. Der Leser wird zum Denken angeregt und kann viele Parallelen zur Gegenwart ziehen. Wollen wir wirklich wieder, diesen braunen Sumpf? Wollen wir wirklich wieder wegsehen, wenn man Menschen bedroht und angreift, bloß weil sie nicht Deutsch, Christlich, Hetero usw. sind? Ich nicht! Mich hat das Buch betroffen gemacht und es sollte in keinem Schulunterricht fehlen. Danke Norbert Sahrhage für die klaren Worte.
-- Shanna1512 auf LovelyBooks über: Der Mordfall Franziska Spiegel
Nach dem faszinierenden Erstling von Norbert Sahrhage, "Der tote Hitlerjunge" (ebenfalls im Pendragon-Verlag erschienen), nunmehr der zweite Fall für Kriminalhauptkommissar Klaus Korff. Und auch dieser Fall überzeugt auf ganzer Linie - mit feinem Sinn für den Spannungsaufbau verwebt der Autor gekonnt historische Fakten und Phantasie zu einem packenden Kriminalroman. Es macht betroffen, und es drängt sich die Frage auf, was für eine Gesellschaft solche Menschen hervorbringen kann. Sehr empfehlenswert!
-- Reinhard Busse auf Amazon über: Blutiges Zeitspiel
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